me being tourists – in erratic tongues

me being tourists - in erratic tongues
me being tourists - in erratic tongues

Me being Tourists – in erratic Tongues (Sketches)
Serie von 4 Pigmentprints, kaschiert auf Holzkaesten, 2017/18

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"Me being Tourists – in erratic Tongues (Sketches)" handelt davon, sich innerhalb einer Gruppe von Tourist_innen zu bewegen und deren Sprache nicht zu sprechen; im Umfeld des besuchten Ortes und deren "Sehenswuerdigkeiten" zu leben und die historischen Gegebenheiten durch einen Wechsel des sozialen Rahmens zu hinterfragen. Die in die Reisegruppe eingeschriebene Kontur des me verdeutlicht das Eindringen in eine heterogene Gruppe: als Tourist_in, aber dem "vor Ort" zugeschrieben, unter Tourist_innen, die bei den "Zugereisten" eingeordnet werden. Mittels Sprung von einem kulturellen Setting in eine unbekannte Konstellation, die sich inmitten der »regulaeren« staedtischen Strukturen befindet, entsteht die Moeglichkeit, bestehende Referenzen zu durchleuchten und zu ueberpruefen. Das Scheitern im Akt des Sprechens und Handelns, die Fehlleistungen und Missverstaendnisse, aufgrund der unterschiedlichen tongues, die von den Personen der Reisegruppe gesprochen werden, sowie der differierenden kulturellen Sozialisationen lassen Lücken in den Erzaehlungen der Teilnehmenden frei. Diese Oeffnung oder Auslassung bietet die Gelegenheit, Fragestellungen zu verhandeln1.

Die moeglich-werdenden Gegenueberstellungen, sowohl im koerperlichen als auch im sprachlinen Aushandeln, bewegen sich um die Reproduktion von historischen Diskursen, Politiken in Bezug auf Gender, Klasse, "ethnische Zuschreibung", Oekonomien und den imperialen Projekten der Kolonialisation […] wie beispielsweise in den zeitgenoessischen touristischen Landschaften2.

Anstatt Orte als umgrenzte Gebiete zu betrachten, koennen wir sie uns als herausgehobene Momente in Netzwerken sozialer Beziehungen und Uebereinkünfte vorstellen […]3, so Doreen Massey, Geograf_in und Sozialwissenschaftler_in. Diese von Massey eingeführte Definition von Orten bezieht die Verhandlungen um die bereits erwaehnten Kategorien ein; ebenso wie das in Relation-Setzen eines bestimmten Ortes mit so genannten anderen Orten4.

Vorhandene Orte mittels Debatte in erweiterter Form entstehen zu lassen und die Versuche, Veraenderungen über die Schwierigkeiten der Kommunikation und des Scheiterns hinaus als konstituierende, bildende Prozesse wahrzunehmen, sind zentrale Momente in Me being Tourists.

Ort der Aufnahmen: Wien, Heldenplatz*, Reiterdenkmal*, zwischen den beiden Provisorien der Parlaments-Bueroraeumlichkeiten, 2017.


1 Vgl Loew, Martina: Raumsoziologie, Frankfurt/Main (suhrkamp), 2001.
Loew beschreibt in ihrer Publikation Raumsoziologie das Spacing im Sinne eines Anordnens und Einfügens von Personen, materiellen Guetern und symbolischer Kennzeichnungen, denen ebenfalls ein temporärer Handlungsablauf zugeordnet werden kann, als Raum-Bildene Elemente. Zur selben Zeit bildet sich während der Platzierung der beispielsweise Künstler_in oder Tourist_innen eine Re-Arrangierung des Raum- und Machtgefueges heraus.
2 See Jaworski, Adam/Thurlow, Crispin: Introducing Semiotic Landscapes. In: Jaworski, Adam/Thurlow, Crispin (Ed): Semiotic Landscapes, New York (Bloomsbury Publishing), 2010, 3.
3 Massey, Doreen: Ein globales Ortsbewusstsein. In: Hauser, Susanne/Kamleithner, Christa/Meyer, Roland (Hg): Architekturwissen. Grundlagentexte aus den Kulturwissenschaften, Bielefeld (transcript), 2013, 93.
4 Vgl Ebd, 95.

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